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Theory U (Teil 1) – Co-initiating, Co-sensing und Presencing – Digital Life

Was ist Theory U?

Theory U beschreibt ein System zur achtsamkeits-/bewusstheits-basierten Veränderung.

Die Theory U beschreibt einen Prozess, der aus 5 Phasen besteht und der durch ein geschwungenen Pfeil in Form eines U mit einem Punkt am unteren Scheitel repräsentiert wird.

Der Punkt ist das Nadelöhr, durch dass man durch muss, um achtsamkeits-basierte Veränderungen zu ermöglichen. Doch dazu später mehr.

Wie komme ich zu Theory U?

Vor etwas über 2 Jahren bekam ich von lieben Kollegen ein Buch mit dem Titel “Essentials der Theorie U: Grundprinzipien und Anwendungen” von Otto Scharmer geschenkt. Ich begann das Buch zu lesen, ja regelrecht durchzuarbeiten, aber irgendwie klickte es nicht.

Ich bin mir nicht sicher, ob es an der “dichte” des Buches lag, ich es zu intensiv beackert habe oder ob es einfach nicht die richtige Zeit war.

Vor 2 Monaten habe ich mir das Buch nochmal vorgenommen, hab zu dem Thema ein bisschen im Internet gestöbert und bin dabei auf unter anderem auf diesen Kurs bei edX gestoßen, in dem ich mich dann auch kurze Zeit später eingeschrieben habe.

Zum tiefen Verständnis der Theory U kann ich den Kurs sehr empfehlen. Allerdings ist es mit ein wenig -auch praktischer- Arbeit verbunden. Zumindest wenn man das Zertifikat erlangen möchte. Viele weitere Informationen und Ressourcen gibt es bei www.presencing.org

Vor allem das Muster der vier Ebenen des Zuhörens, welches sich in vielen Kontexten wiederfindet und auf das ich in Teil 3 eingehen werde, beschäftigen mich nachhaltig.

Doch nun zurück zum Thema …

Die linke Seite des U

Im ersten Teil dieser kleinen Blogpost-Reihe geht es um die Linke Seite des U von Theory U. Und den Phasen des Co-initiating, Co-sensing und Presencing, sowie den damit vebundenen vier Ebenen des Zuhörens.

Co-initiating

Im Co-initiating geht es darum, dass man basierend auf einer gemeinsamen Intention innehält und zuhört, was andere und die Welt zu sagen haben.

Zum Thema “Zuhören” unterschiedet Otto Scharmer vier unterschiedliche Ebenen des Zuhörens. Zwei davon befinden sich in dieser ersten Phase.

ICH!

Downloading / Herunterladen

Auf der ersten Ebene, dem “downloading” hört man das Gesagte nur im Kontext der eigenen Erfahrungen. Dabei werden vor allem die eigene Meinung, sowie bereits gefällte Urteile bestätigt.

  • Das Symbol ist ein Punkt in der Mitte eines Kreises.
  • Die Aussage ist “Ich in mir” oder einfach “ICH!”
  • Die Kommunikationsform ist der Monolog.
Ich und Du

Factual Listeing / Fakten hören

Auf der zweiten Ebene des “factual listening” stellt man im Gesagten die Unterschiede zur eigenen Meinung fest. Man verlässt quasi die Mitte des Raumes schaut aus dem Fenster und beginnt zu erkennen, dass “die Welt da draussen” sich vom “eigenen Weltbild” unterscheidet.

  • Das Symbol ist ein Punkt auf einem Kreis
  • Die Aussage ist “Ich im Es” oder “Ich und Du”
  • Die Kommunikationsform ist die Debatte

Co-sensing

In der Phase des Co-sensing überschreitet man die Grenze des Faktischen und lässt zu, dass (positive) Gefühle beim Zuhören eine Rolle spielen. Die Aufmerksamkeit weitet sich. Hierher gehört die dritte Ebene des Zuhörens, das …

Du und ich

Empathic Listening / Empathisches zuhören

Auf der dritten Ebene des “empathic listening” geht es darum, sich auf die Seite des Gegenüber zu begeben, um sich auf die andere Sichtweise (und somit indirekt auf die Gefühle des Gesprächspartners) einzulassen. Man verlässt den eigenen Raum und hört auf das, was der Andere sagt, statt nur darauf zu warten selber sprechen zu dürfen.

  • Das Symbol ist ein gestrichelter Kreis mit einem Punkt außerhalb.
  • Die Aussage ist “Ich in Dir” oder “Du und ich”
  • Die Kommunikationsform ist der Dialog
Das Nadelöhr
Das Nadelöhr

Presencing

Presencing ist ein Kunstwort aus Presence und Sensing, und kann mit “Die Gegenwart erspüren” übersetzt werden. Das Presencing ist sozusagen das Nadelöhr, durch das man durch muss, bevor man auf der rechten Seite des U in die Phase der Co-creation eintreten kann.

Das Nadelöhr ist das sprichwörtliche (jedoch leider fälschlicherweise kolportierte) Tor nach Jerusalem, durch dass ein Kamel nur auf Knien und von jeglichen Lasten befreit hindurch konnte.

Hier findet sich die 4. Ebene des Zuhörens und der Schlüssel zum Gesamten Prozess, nämlich das …

Wir

Generative Listening / Generatives Zuhören

Auf der vierten Ebene, dem “generative listening” entsteht ein Feld, welches in anderen Zusammenhängen vielleicht als “Flow” (Psychologie), “bewusst-sein des Interbeing” (Thich Nhat Hanh†22.01.2022) oder als Zustand der Heiligkeit beschrieben werden könnte, wobei keiner dieser Begriffe 100% kongruent ist.

Interessant ist jedoch in dem Zusaammenhang die gemeinsame Etymologie des Wortes “Heilig” und “Heil”, im Sinne von “Ganz/Vollständig”.

Eine sehr abstraktes Form von “Heil” findet sich dann in Interbeing wieder, welches als “Allverwobenheit sämtlicher Phänomene, das Eingebettetsein aller Dinge in ein unendlich komplexes Netz von Beziehungen.” verstanden wird.

An dieser Stelle öffnet man sich ganz und durchschreitet am Boden des U ein “Tal der Tränen”. Man lässt zu verletzlich zu werden und zu leiden.

Noch ein Interessanter etymologischer Zusammenhang besteht übrigens zwischen “leiden” und “leiten”. Beide Worte gehen auf das proto-germanische “*līþa-” zurück, was wiederum Ursprung des Wortes “*līþaną” (“hindurchlaufen”) ist

  • Das Symbol ist ein gestrichelter Kreis mit vielen Punkten in und um den Kreis.
  • Die Aussage ist “Ich im jetzt” oder “Wir”
  • Die Kommunikationsform ist das “Presencing”

Zusammenfassung

Übungen

Co-initiating

Co-sensing

Fortsetzung folgt …

Chris B. Kerndter

Chris B. Kerndter
Chris B. Kerndter
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